100 Jahre der Milch gewidmet
Die Molkerei Lehnherr im Zentrum des Dorfes Wimmis am Niesen besteht seit einem Jahrhundert.
Hansruedi und Ursula Lehnherr führen den Betrieb, mit dem Grossvater Johannes 1916 am Bach gestartet ist, in dritter Generation weiter.
«Es hat sich viel geändert, seit mein Grossvater das Heimwesen am Bach im Dezember 1915 von Johannes Roth und Jakob Kunz gekauft und ab der Jahreswende als Milchhandlung betrieben hat», erklärt Hansruedi Lehnherr. Das tönt zwar leicht wehmütig, aber nicht frustriert.
Zusammen mit seiner Frau Ursula will der 63-Jährige die heutige Molkerei weiterhin betreiben, «solange wir es gesundheitlich prästieren und der Betrieb wirtschaftlich ist». Die beiden Kinder – der Sohn als Koch und die Tochter als Physiotherapeutin – würden ihre Zukunft aber wohl kaum der Milch widmen wollen, glaubt deren Vater.
Der Betrieb sei nie eine eigentliche Käserei gewesen, sagt Hansruedi Lehnherr. «Mein Grossvater hat den Landwirten die Milch abgekauft, um die Leute im Dorf damit zu versorgen und ihnen zudem die produzierte Butter sowie Rahm zu verkaufen.» Überschüssige Milch sei bis ungefähr 1960 zentrifugiert und per Bahn als Rahm nach Thun und danach als Konsummilch an die dortige Verbandsmolkerei geliefert worden.
Im Wandel der Zeit
1950 haben Hansruedis Eltern, Ernst und Elisabeth Lehnherr, den Betrieb übernommen. Als Vater Ernst 1971 starb, unterstützte Hansruedi seine Mutter, um den Fortbestand des Betriebs zu sichern, und er übernahm diesen in der Folge 1977 zusammen mit seiner Frau Ursula.
Das Sortiment von Milchprodukten wurde leicht ausgebaut, bis dann um die Jahrtausendwende der eigentliche Bruch erfolgte. «Die Milchannahme war für uns einerseits nicht mehr rentabel, und die Milchgenossenschaft einigte sich andererseits mit einem Grossabnehmer auf Hofabfuhr. Seit 2000 führen wir deshalb unseren Betrieb als reinen Verkaufsladen mit Milchprodukten, Lebensmitteln und Getränken.»
Wie sein Vater hat Hansruedi Lehnherr «in den guten Zeiten» Offenmilch im Dorf geliefert. Dazu war er mit einem mit «Milch Boy» angeschriebenen Lieferwagen unterwegs. «Dieser Handel war aber eigentlich nur bis in die 60er-Jahre lukrativ, solange das Produkt nur über Milchhandlungen verkauft werden durfte. Mit der zunehmenden Behandlung der Rohmilch verlor sie den Stellenwert, und die Grossverteiler wurden definitiv zur übermächtigen Konkurrenz.»
Flexibel bleiben
Der Stellenwert des Familienbetriebs hat sich wie geschildert geändert, und selbst der Dorfbach ist überdeckt worden und fliesst jetzt unterirdisch. «Darum wohnen wir ja jetzt halt an der Mühlegasse 1», sagt Hansruedi Lehnherr lachend. Und das Paar hat sich den neuzeitlichen Trends angepasst.
Lehnherrs bieten jetzt zusätzlich einen Partyservice mit Raclette, Fondue und Käse- Fleisch-Platten an. «Aus Dankbarkeit und mit Blick auf eine hoffentlich erfreuliche Zukunft wollen wir das Jubiläum mit unserer Kundschaft feiern: Heute Freitag und morgen Samstag machen wir das mit speziellen Aktionen, Degustationen, einer Festwirtschaft und einem kleinen Unterhaltungsprogramm.»
(Berner Oberländer / Erstellt: 29.01.2016, 12:23 Uhr)